Dezember 2010 | Hanau
Portrait

Die Königin von Kesselstadt

Simone Kerchner kam über eine Annonce zum Musical

Hanau/Schöneck. Simone Kerchner ist eine Frau aus dem (Selbolder) Volk, die nach Hanau auswanderte, um berühmt zu werden. Klingt fast schon wie eine Evita-Biographie. Trotzdem ist sie weniger prätentiös als die Perón es war: "Klar gehe ich auch mal ungeschminkt aus dem Haus", sagt die nicht nur wegen ihrer optischen Vorzüge gefeierte Evita-Darstellerin, der der HA nach der Premiere zur Landesgartenschau 2002 den Titel "Königin von Kesselstadt" aufdrückte.

Der Sprung in die Musical-Branche war allerdings weniger glamourös, als das mit Swarovski-Steinen besetzte Evita-Kleid, das noch immer in Kerchners Privatgarderobe hängt. "Das Hanauer Ensemble hatte eine kleine Anzeige in einem Werbeblatt geschaltet", erinnert sie sich. Der Anruf habe sie, damals noch als Amateur unterwegs, viel Überwindung gekostet. Dann traute sie sich: "Hallo, hier ist die Simone." Wenig später war sie Teil der Gruppe und sollte über die Jahre in Stücken wie "Nuncrackers", "Die Taffetas" oder "Der kleine Horrorladen" brillieren. Selbst als Parodie auf Angelo Kelly in "Ein Abend im Club" wurde sie bejubelt – trotz furchtbarer Flohmarkt-Klamotten.

Das gute Aussehen ist für Kerchner ohne- hin weniger wichtig als es ihr die meisten unterstellen würden, obgleich es ihr gera- de bei internationalen Auftritten mit Gala- Bands wie "Hollywood Connection"oder "Noble Composition" durchaus hilft. Denn mit Simone Kerchner kann man sich auch auf Gigs in Rom und Paris sehen – und hören lassen. Ihre im Jazz- und Pop-Gesang ausgebildete Stimme war übrigens stets zu rockig, um ihr im Musiktheater die klassischen Prinzessinnen-Rollen einzufahren. "Vielmehr werde ich im Regelfall für starke oder böse Frauen besetzt", erzählt sie, so beispielsweise auch in der Tourneepr duktion von "Prinzessin Lillifee", die sie neben Deutschland auch durch Österreich und die Schweiz führte. Selbst Chansons der gebrochenen Edith Piaf interpretierte sie in der Vergangenheit erfolgreich. Für 2011 sei wieder ein Soloprogramm geplant, um die künstlerische Seite mehr in den Mittelpunkt zu rücken, sagt sie.

Vorerst steht allerdings eine ganz andere Premiere ins Haus: Simone Kerchner wird Russland erobern – und zwar unter einem ganz besonderen Vorzeichen. Das heißt "Arabesque" und meint die Mädchen- Band, in der die Popsängerin Sandra vor ihrem Durchbruch als Solistin zumindest die Weichen für ihre internationale Karrriere stellte. "Ich bin gespannt", sagt sie lachend. Ursprünglich war Simone Kerchner auch für die Rolle der Sally Bowles in "Cabaret" vorgesehen – bevor der Hanauer Klüngel das künstlerisch vielversprechende Projekt wieder stürzte.

Dafür konnten ihre Fans aus dem Main-Kinzig-Kreis sie zuletzt im Stück "Beatles an Bord" in "Stein's Tivoli" sehen. Im Januar spielt sie dort noch drei Termine. Die Evita würde sie gern noch einmal mimen, am liebsten mit dem Hanauer Ensemble: "Wir sind nun schon so lange Freunde und Kollegen. Ich weiß, dass ich mich auf die anderen verlassen kann." Vielleicht kommt es ja irgendwann zu diesem Revival. Fest steht, dass sie ohnehin laufend darum gebeten wird, "Don't cry for me, Argentina" zu singen. Sie tut es mit Freude. (mafi)

September 2010 | Hanau/Schöneck
Serie "Diven", Teil 3

Zwei Glamourgirls mit edler Stimme

Zwei Glamour-Girls mit edlen Stimmen

Simone Kerchner und Nashi Young Cho verzaubern ihr Publikum mit Charme und Mikrofon.

Hanau/Schöneck. Nashi Young Cho liegt irgendwo in der Toskana in der Sonne.Urlaub. Und der kommt der weit gereisten Jazz-Sängerin aus Schöneck sehr gelegen. "Morgen geht's nach Pisa", berichtet sie. Währenddessen kommt Simone Kerchner gerade aus Fulda zurück. Dort spielte sie in der Wiederaufnahme des Musicals "Bonifatius". Auch Kerchner hat ein paar Tage frei. "Schön", stellt sie fest, "die habe ich mir verdient."

Wenn Simone Kerchner mit High-Heels über die Straße läuft, drehen sich die Männer nach der Schönen um. Doch sie hat weitaus mehr zu bieten als den glamourösen "Sex and the City"-Look. Inzwischen ist es acht Jahre her, dass sie als Evita in Benjamin Baumanns Musical- Erfolg Hanauer Entertainment-Maßstäbe setzte. "Ich denke gern an diese Zeit zurück", sagt die Langenselbolderin, die nach dem Umzug nach Hanau schnell als "Königin von Kesselstadt" gefeiert wurde. Mit hauchigem Timbre und Glanz in den Höhenlagen verzauberte Kerchner selbst Chris de Burgh. Gemeinsam mit Kai Tracid stürmte sie in den 1990er Jahren die Charts. Heute ist Kerchner vor allem im Gala-Bereich tätig – als Sängerin der "Hollywood Connection" ebenso wie mir ihrem Powerröhren-Trio "M.I.S.S.". 2009 ergatterte sie eine Rolle in der großen Produkti- on "Prinzessin Lill fee" und tourte durch ganz Deutschland. In diversen So- loprogrammen zeigte die toughe Blondine immer wieder ihre künstlerische Seite.

Nashi Young Cho ist eine Jazz-Diva par Exellence. Mit ihrer Band "Vanillounge" veröffentlichte sie jüngst das zweite Album "Rumba Nova", das Retro-Lounge, Voodoo, Exotica, Soul und Weltmusik mit Jazz zusammen bringt. "In der Musik versuche ich den Spagat zwischen meinen asiatischen Wurzeln und dem Jazzig-Europäischen", erläutert die Koreanerin, die nicht nur als Sängerin, sondern auch als Songwriterin viele Meriten verdiente.

29.11.2006 | Comoedienhaus Wilhelmsbad
The Music in me

Wohlklang und Witz

Simone Kerchner mit "The Music In Me" im Comoedienhaus

Hanau (mafi/jp). "The Music in Me" hat Simone Kerchner ihr erstes Soloprogramm genannt: Die Musik in mir. Der bereits im Rahmen des Hanauer Kultursommers aufgeführte Liederabend wurde vorgestern im Comoedienhaus wieder aufgenommen. Vor vollen Rängen bewies die gefeierte Musicaldarstellerin, dass sie weder monumentale Kulissen, noch verschwenderische Kostüme braucht, um nachhaltig zu wirken.

'"The Music In Me" überzeugte dank einer starken, facettenreichen Stimme, die Kerchner zu nutzen wusste, um das zu verbreiten, was man Zauber nennt. Es gibt mindestens drei Kategorien von Sängern: Erstens diejenigen, die ihren Beruf verfehlt haben. Zweitens diejenigen, die zwar über Gesangstechnik verfügen, denen es allerdings nicht gelingt, sich von der bloßen Imitation zu lösen. Drittens gibt es da noch technisch einwandfreie Sänger, die Noten und Texte mit ihrer Stimme interpretieren, Nuancen zu zeigen vermögen, verschiedene Töne anstimmen können. Letztgenannte sind Künstler. Simone Kerchner gehört in diese Kategorie. Zu einer kleinen Reise ins Land der Musik lud sie ihr Publikum ein: Über 100 begeisterte Zuhörer reisten in der ersten Klasse und auch das Bordpersonal bewies sich als erlebenswert.

Eigentlich hätte der Abend unter dem Titel "Simone Kerchner & Friends" stehen müssen: Mit dem Pianisten Thomas Lorey und dem Kontrabassisten Frank Höfliger hatte sie zwei hervorragende Musiker verpflichtet, Sängerkollegin Christiane Schneidt und Regisseur Benjamin Baumann unterstützten Kerchner auf der Bühne. Gemeinsam wurden Gebiete wie Musical, Chanson oder Pop durchkreuzt. Kerchner erwies sich dabei als herausragende Interpretin ebenso wie als charmante Moderatorin. Vor allem bewies sie Witz, auch in der Liederauswahl. Nummern wie "Eine Dame werd' ich nie" von Hildegard Knef zauberten Wohlklang in die Ohren und ein Schmunzeln ins Gesicht.

An Höhepunkten reich war ein Programm, das Stücke wie "Hijo de la Luna" mit Edith Piafs "Milord", ABBA's "The Winner Takes It all" oder "Mein Herr" aus "Cabaret" zusammen - und inhaltlich geordnet zu Gehör brachte. Gänsehautgefühle erweckte Kerchner mit Mozarts "Gold von den Sternen" aus der Märchen-Sektion ihres Liederabends.

Noch mehr rührte sie mit Grönemeyers "Der Weg" - an diesem Abend wohl die eindrucksvollste Demonstration Kerchners Kunst, über ihre Stimme authentische Gefühle zu transportieren, oft von einem angenehmen Vibrato getragen. Mit einer Reminiszenz an ihre Engagements als "Hanauer Evita" 2002 und 2004 beendete Simone Kerchner den Ausflug in ihre ganz persönliche Klangwelt: "Wein' nicht um mich Argentinien" stand als Schlusspunkt unter einer stimmungsvollen Veranstaltung, während der Kerchner nicht nur Einblicke in ihr Repertoire, sondern auch in ihre Gefühlswelt zuließ.

22.07.2006 | SchloSSpark Hanau
The Music in me

Glücksgefühle im Schlosspark

Musical, Popsong oder Chanson: Simone Kerchner überzeugt im Rosengarten mit Gefühl und Stimmgewalt

Hanau. Rund 300 Gäste hatten sich am Donnerstag Abend im Hanauer Rosengarten versammelt, um der klaren Sopranstimme von Simone Kerchner zu lauschen.
"The music in me" heißt das erste Soloprogramm der attraktiven blonden Sängerin, mit dem sie ihr Publikum zwei Stunden lang in den Bann zog und das trotz Hitze und Wespenplage. Es war der bisher heißeste Tag des Sommers und selbst um acht Uhr abends zeigte das Thermometer noch über 30 Grad und keine kühle Brise in Sicht Einige Besucher des Rosengartens hatten Fächer oder Broschüren dabei, mit denen sie sich wahlweise Luft zufächelten oder versuchten die Wespen abzuwehren, die an diesem Abend besonders aggressiv auftraten. Dennoch erschienen zahlreiche Musikliebhaber zum romantischen Liederabend mit Simone Kerchner und Freunden, der im Rahmen des 20. Hanauer Kultur sommers im Schlossgarten stattfand.

Die ausdrucksvolle Sängerin hat m der Vergangenheit als "Evita" im gleichnamigen Musical bereits große Erfolge im Hanauer Amphitheater gefeiert und dabei viele Fans gewonnen. An diesem Abend präsentiert Kerchner eine Auswahl von Liedern, die ihr besonders am Herzen liegen. "Manchmal ist es der Text und manchmal die Melodie. die mich besonders berühren", erklärt Kerchner ihre Wahl. Gekonnt begleitet von Thomas Lorey am Piano und Frank Höfliger am Bass, drägt sie im Rahmen von "The music in me" rund 20 Lieder vor. Die meisten davon stammen aus Musicals, doch auch Popsongs und Chansons stehen auf dem Programm.

Ein paar schnelle jazzige Sücke, wie "Dont rain on my parade" aus "Funny Girl" oder why the Lady is a tramp" in der deutschen Version von Hildegard Knef sind dabei, doch gefühlvollen Balladen und Chansons sind eindeutig die Domaine, in der Kerchner sich am wohlsten fühlt und in der sie auch brilliert.

Meist in deutscher Sprache, singt Kerchner Hits unter anderen aus den Musical; "Mozart", "Sunset Boulevard","A Chorus Line", "Pocahontas" und "Guys and dolls" und beweist dabei Vielseitigkeit und Stimmvolumen. Mit viel Humor präsentiert sie den Song über die ewige Brautjungfer, die nie Braut wird, während sie kurz darauf ihr Publikum zum Seufzen bringt, als sie in der Rolle der Audrey aus dem "Kleinen Horrorladen" gefühlvoll von einem "Häuschen im Grünen" träumt.Auch als Femme Fatale mit rauchiger stimme überzeugt Kerchner mit dem Chanson "Milord" von Edit Piaf oder in der Rolle der Sally Bowles in "Cabaret". Ihre interpretation des Liedes "Der Weg" von Herbert Gronemeyer jagte vielen Zuhörern trotz der sommerlichen Hitze einen Schauer über den Rücken, genau wie ihr Medley aus dem Film "Calling you" und dem Soul-Hit "Just get here if you can" von Oleta Adams.

Sängerkollegen Christiane Schneidt und Benjamin Baiimann unterstützten Kerchner in zwei, drei gefühlvollen Duetten, die ebenfalls großen Anklang beim Publikum fanden. Am Ende des gelungenen Abends forderten die Zuhörer eine Zugabe und Kerchner kehrte auf die Bühne zurück, um das Lied zu singen, auf das viele im Publikum schon lange gewartet hatten und welches schon bei den ersten Piano-Klängen mit zufriedenen "Ahs" und "Ohs" quittiert wurde: "Dont cry for me Argentina" aus dem Musical Evita hallte es zum Abschied kraftvoll und voller Dramatik durch den nächtlichen Schlosspark.

Und da es inzwischen endlich etwas kühler geworden war und sich auch die Wespen verzogen hatten, gingen die meisten Besucher des Konzerts wohl mit eindeutigen Glücksgefuhlen nach Hause.

Ute Wolf (HA/jp)

2006 | Fulda
Bonifatius

Ebenfalls beeindruckend ist Simone Kerchner als "Mutter": sie hat nicht nur eine überdurchschnittlich gute Stimme, sondern sie singt jeglichen Soul-Part im Musical so intensiv, dass ich dabei Gänsehaut bekam.

Internetkritik Elmar Leimgruber

2002 - 2004 | Amphitheater Hanau
Evita

Legendär...

Sicherlich war Evita Perón eine der größten Diven, die die politische Weltbühne des 20. Jahrhunderts betra ten – und zweifellos weitaus attraktiver als die gute Maggie Thatcher. Seit Simone Kerchner sie anlässlich der Landesgartenschau 2002 im Amphitheater spielte, hat auch Hanau ein bisschen am Glanz der Argentinierin teil. Und Kerchner strahlte schöner als jede Blume der Landes gartenschau. Das lag sicherlich nicht nur an ihrem mit über 1500 Swarovski-Steinen besetzten Kleid, das ihr Designer Walter Baumann inspiriert von einem alten Dior-Entwurf auf den Leib schneiderte. Die gesamte Produktion bot reichlich Gelegenheit zum Glänzen: 54 Ensemblemitglieder und 19 Musiker unter der Leitung Thomas Loreys machten "Evita" zum gefeierten Vorzeigestück Hanauer Theaterkultur.

Ballettlehrerin Ulla Bladin zeigte sich für die Choreografie verantwortlich. Da wundert es nicht, dass der künstlerische Leiter Benjamin Baumann und seine Truppe es inklusive der Wiederaufnahme 2004 auf insgesamt 17 Vorstellungen und rund 20 000 Besucher brachten. Für die neben dem Bühnenprojekt eingesungene CD- Single übersetzte er Madonnas Evita-Hit "You must love me" als Erster in die deut- sche Sprache. Später wurde seine Version, "Schau in mein Herz", sogar von Musicalgrößen wie Anna Maria Kaufmann gesungen. Bis heute konnte sich kein Theaterprojekt im Main-Kinzig-Kreis mit der Hanauer Version des Lloyd-Webber-Musi cals messen. Und immer, wenn wir auf den Balkon des Amphitheaters blicken, bleibt er ein bisschen die "Casa Rosada" des argentinischen Präsidentenpalastes.

Damals noch in einer Nebenrolle war Christiane Schneidt aus Gelnhausen zu sehen, die das Theaterpublikum mit ihrem wunderschönen, lyrischen Gesang später als Schwester Amnesia in "Non(n)sense" verzaubern sollte. "Evita" und Simone Kerchner bleiben Hanauer Theaterlegenden.

Oktober 2005 | Hanau
Künstlerportrait

Rockröhre mit sicherem Gespür für die leisen Töne

Entdecke die Möglichkeiten: Ein Inserat öffnet Simone Kerchner die Welt des Musicals - Vor allem als "Evita" in Hanau Meriten gesammelt.

Zweifellos ist Simone Kerchner eine Frau, die Blicke auf sich zieht. Dafür braucht sie nicht unbedingt ein Mikrofon: "Klick, klack, klick, klack" spielen die Absätze der umjubelten Evita-Darstellerin auf der Tastatur des Kopfsteinpflas ters, während sie, mit Handtasche und einer roten Einkaufstüte ausgestattet, am Hanauer Congress Park vorbeimarschiert.

Auch wenn sich Simone Kerchner gern in Bescheidenheit übt, gehört sie spätestens seit ihren Evita-Engagements im Amphitheater (2002 und 2004) zum kulturellen Portfolio der Stadt. Längst hat man im Rathaus erkannt, dass sich mit dem Namen "Kerchner" werben lässt. Wenn es darum geht, die "Non(n)sense"-Weihnachtsshow des Hanauer Musicalensembles zu unterstützen, kommt sie dieser Aufgabe gern nach. Wirbel um die eigene Person geht Simone Kerchner zumeist aus dem Weg. "Es war ein komisches Gefühl, sich überall plakatiert zu sehen", kommentiert sie den Hanauer Evita-Trubel. "Wenn ich mir das Gesicht auf den Postern ansah, habe ich mich selbst nicht erkannt. Es bedarf einer kritischen Distanz zu einer Bühnenrolle, um sie gut spielen zu können."

Simone Kerchner war 19, als der Hanauer Jazzkeller zu ihrer ersten Bühne wurde. "Ziemlich spät", überlegt die Langenselbolderin, die nach Abitur und Ausbildung eigentlich Touristik studieren wollte. Es waren Schulfreunde, die sie ermutigten, in ihre Gruppe einzusteigen. Mit Liedern der Blues Brothers und den Comittments feierten die Jugendlichen erste Erfolge. Der Weg in die Plattenindustrie war nicht angepeilt. Trotzdem gelang Simone mit DJ Kai Tracid und der Clubnummer "Your own reality" 1997 ein Hit in den Media-Control-Charts. Es war ein Zeitungsinserat, dass die Aufmerksamkeit der aufstrebenden Sängerin mehr interessierte, als alle Hitparaden der frühen neunziger Jahre: "Das Hanauer Musicalensemble suchte in einer Anzeige nach Verstärkung", erinnert sie sich. Inzwischen hatte Simone privaten Schauspiel-, Gesangs- und Ballettunterricht genommen.

Sie fasste sich ein Herz und griff zum Telefonhörer. Am anderen Ende meldete sich Jeanne-Marie Nigl, mit der sie später "Non(n)sense" (1996) und Evita spielen sollte. Mit der Ballade "Out here on my own" aus "Farne" überzeugte sie schließlich Regisseur Benjamin Baumann. Der Rest ist ein klangvolles Kapitel Hanauer Theatergeschichte.

Beobachter glauben Simone gern, dass sie ein freundschaftliches Verhältnis zu den Kolleginnen pflegt. Immer wieder scherzt und herzt sie mit ihnen herum. Futterneid gab es nie – nicht einmal, als sie aus der Audition für "Evita" als Siegerin hervorging. "Wenn du Glück hast, stimmt eben die Chemie", sagt Kerchner, während sie ihr geblümtes Sommer- kleid zurechtzupft, das wie ein Abbild des Rosengartens im Hintergrund erscheint. "Und wenn es einmal nicht so ist, gehört es zur Kunst des Schauspielers, Kollegen, die du nicht leiden kannst, auf der Bühne überzeugend ins Gesicht zu lächeln." Die Evita-Produktion bot Simone Kerchner ungeahnte Möglichkeiten, ihre Kunst unter Beweis zu stellen: "Ich konnte darstellerisch den Weg eines 16-jährigen Mädchens bis zur gebrochenen Frau aufzeigen", fasst sie das Spektrum zusammen. Trotzdem fühlte sie sich falsch zitiert, als Zeitungen schrieben, das Lloyd-Webber-Musical sei Kerchners liebstes Stück gewesen. "Ich stelle keine Rolle über die andere, sondern gehe an jede Inszenierung mit dem gleichen Ehrgeiz heran."

Die Kunst des Musicaldarstellers erkennt Simone in der Fähigkeit, einer Figur, die vorerst nur auf dem Papier existiert, Leben einzuhauchen. "Es geht nicht darum, immer ‚schön' zu singen", ist sie sich sicher. "Bühnenkunst bedeutet auch, Mut zum Kratzen und Schluchzen zu entwickeln: In der Sterbeszene von Evita habe ich dem Schauspiel klar Vorrang gegeben und dafür in Kauf genommen, musikalisch schlecht dazustehen." Simone Kerchner wird oft als starke Frau besetzt. Dem rockige Timbre ihrer Stimme kommt das sehr entgegen. Die Oper dagegen sei keine Option für die Zukunft. "Meine Klangfarbe ist dafür nicht geeignet." Demnächst plant sie, sich auch dem klassischen Sprechtheater zu widmen. Sie verspürt gar nicht den Drang, jede Stunde des Tages mit Musik zu verbringen. Privat kommt es eher selten vor, dass sie eine CD auflegt – und wenn, dann wahrscheinlich eine von Aretha Franklin. Maryanto Fischer (HA/jp)

2002 | Hanau
Evita

Die Hauptperson des ganzen Musicals, eine der besten Sängerinnen des MTE, war Simone Kerchner in der Rolle der "Eva Maria Duarte", "Eva Perón" alias EVITA. Überzeugend ihre Rolle als 15-jährige Eva, die mit Magaldi in das ferne Buenos Aires ziehen will. Gesanglich und schauspielerisch wußte Simone Kerchner die Rolle der EVITA meisterlich umzusetzen. Ein Höhepunkt war eindeutig eine der letzten Szenen des Stückes, Evas letzte Rundfunkansprache "Wein nicht um mich ...". Hier zeigte Simone Kerchner ihr gesamtes Können als Schauspielerin und bewegte tief die Gemüter des Publikums.

Kulturfreak Newsletter, 13.09.2002

Simone Kerchner hat in dieser Rolle beachtliche Größe und Können bewiesen. Allein die Schlüsselszene des Stücks auf dem Balkon der Casa Rosada mit dem bekannten Song
"Wein´ nicht um mich Argentinien" hat Sie gemeistert, als hätte Sie nie etwas anderes gesungen.

FAZ, 2002

Die Ohren spitzt der Zuhörer besonders bei Simone Kerchner als Evita Perón... Ihre Stimme trägt, gibt den Highlights eigene Farbe und Charisma.

Musicals, 2002

Die junge Simone Kerchner überzeugt bei Ihrem "Wein´ nicht um mich, Argentinien" durch starke Beltstimme und glaubwürdige Interpretation.

Musicals, CD Kritik 2002

1997 | Hanau
Der kleine Horrorladen

... fiel doch besonders Simone Kerchner in der Rolle der naiv-dümmlichen Audrey auf. Sie charakterisierte sehr treffend, noch unterstrichen durch die vom Regisseur verlangte Piepsstimme und die blonden Haare. Schick sah Sie aus in der schwarzen Kleidung über dem Körper und ihren bestechend langen Beinen.

Hanau Post, 1997

Simone Kerchner verkörpert die alle Vorurteile bestätigende Blondine Audrey so hervorragend, dass man Ihr die (aufgesetzte) Fistelstimme schon bald abnimmt, ganz abgesehen davon, dass Ihre darstellerische Leistung dem Filmvorbild erstaunlich nahe kommt.

Hanauer Anzeiger, 1997

Simone Kerchner ist eine rührende Verkörperung dieses auf langen Beinen naiv-sexy daherstaksenden Wesens mit Wasserstoff-Blondierter Mähne, falschen Pelzjäckchen und Kieksstimme – das bei den Gesangsnummern indessen zur kraftvollen Soulröhre mutiert.

Frankfurter Rundschau, 1997

1996 | Hanau
Ein Abend im Club

Mit Liza Minellis Paradenummer Cabaret hat Simone Kerchner einen großen Auftritt: Verführerisch und selbstsicher in der Darbietung, mit hauchigem Timbre in den Mitten und kraftvoll, strahligen Höhen gewinnt Sie diesem Klassiker des Genres neue Seiten ab.

FAZ, 1996